Gegen den Strom – Vortrag und Diskussion mit Stefan Mey
Im “Darknet” verorten die einen die Freiheit und Utopien, die das Internet einst versprach.
Andere sehen dort alles Schlechte verwirklicht. Tatsächlich gibt es beide Seiten der „digita-
len Unterwelt“. Medien wie die Süddeutsche Zeitung, der Spiegel und die New York Times
haben dort abhörsichere Postfächer für Whistleblower*innen installiert. Und auch Men-
schenrechtsgruppen sowie wichtige linke IT–Kollektive haben das Darknet für sich entdeckt.
Es werden allerdings auch Waffen verkauft, und auf versteckten Darknet–Foren kursieren
Missbrauchsbilder und –videos. So sicher vor Strafverfolgung, wie sich die Pädokriminellen
wähnen, sind sie zum Glück allerdings nicht. Zurzeit ist das Darknet vor allem eine große
liberale „Einkaufsmeile“ für illegale Party–, Entspannungs– und Aufputschdrogen. Die
Suchtforschung bewertet dieses Phänomen überraschend differenziert. In der ungeheuer
professionellen Parallelökonomie, die den Onlinehandel von Amazon, Zalando und Otto.de
imitiert, sieht sie Gefahren, aber auch gesellschaftliche Chancen.
Der Vortrag zeigt die unterschiedlichen Gesichter der digitalen Unterwelt auf. Auf einer
Reise ins Ungewisse lernen die Zuhörer*innen, wie die dahinter liegende Anonymisierungs-
technologie Tor funktioniert. Mit der kann man das Darknet betreten, aber auch anonym
und zensurfrei im normalen Internet surfen. Sie erfahren, was sich im Darknet an spannen-
den und problematischen Inhalten abspielt und wer hinter der Technologie steht. Die Infra-
struktur wird von der digitalen Zivilgesellschaft betrieben, vor allem von Privatpersonen und
Vereinen aus Deutschland. Die Technologie hingegen wird traditionell von der US–Regierung finanziert. Am Ende dieser kleinen Reise werden wir diskutieren, inwiefern das
Darknet als Gegenmodell zum heutigen Internet mit seiner umfassenden Überwachbarkeit
taugt und eine gewagte Frage stellen: ob sich dort vielleicht sogar ein besseres und freieres
Netz der Zukunft entwickeln könnte.
Der Eintritt ist frei!